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Inhalt:

Artensteckbriefe Pflanzen

Kapitel 11
Heidewald Schieferegg - Umweltarbeit in der Diözese Linz

Artensteckbriefe Pflanzen

Peter Prack

 

Die hier behandelten Arten sind im Heidewald mehr oder weniger häufig, für ihn charakteristisch, während großer Teile des Jahres mehr oder weniger leicht auffindbar und interessante „Persönlichkeiten“.

 

Zyklame oder Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens)

Ganzjährig an den Blättern gut erkennbar, in der Blüte durch Duft, Form und Farbe unverkennbar.

 

Schon weil größerblütige Verwandte von ihr als Zimmerpflanzen beliebt sind, ist die Zyklame mit ihren schön geformten, purpurnen Blüten eine derjenigen Wildpflanzen, die fast alle Menschen kennen. Sie heißt auch Alpenveilchen, was einerseits ihrem veilchenähnlichen Duft geschuldet ist, andererseits ihrer Höhenverbreitung. Wie ihr häufiges Vorkommen hier auf 270 m Seehöhe zeigt, ist die Art aber nicht nur im Bergwald verbreitet. Sie meidet nur die allertiefsten Lagen unseres Bundeslandes und die sauren Böden des Mühlviertels. Auch im Innviertel findet sie fast nirgends die von ihr benötigten, kalkreichen Böden.

Die Zyklame gehört in die Familie der Primelgewächse und mit diesen zur großen Gruppe der zweikeimblättrigen Pflanzen, deren Keimlinge sofort zwei Blätter ausbilden. Aber wie erkennt man sie später, wenn diese längst verschwunden sind? An der verzweigten Aderung ihrer Blätter – den Gegensatz dazu bilden die Einkeimblättrigen, zu denen alle Gräser gehören, aber zum Beispiel auch das Maiglöckchen, dem auch ein eigener Artensteckbrief gewidmet ist.

Die Zyklame ist eine ausdauernde, am Wuchsort jahrelang verbleibende Pflanze. Ausdauernde krautige Pflanzen heißen in der Fachliteratur übrigens Stauden. Die Zyklame ist eine Staude, auch wenn sie nur 15 Zentimeter hoch wird. Sie besitzt eine knapp unter der Bodenoberfläche liegende Knolle. Auch ihre Blätter findet man ganzjährig – die Art ist immergrün. Dazu sind die herzförmigen Blätter mit einem Durchmesser von zirka sieben Zentimetern unverkennbar: Die Oberseite weist auf dunkelgrünem Grund eine geradezu kunstvolle weiße Zeichnung auf, die Unterseite ist dunkel-purpurn gefärbt. Die Blütezeit ist recht ausgedehnt und reicht von Anfang Juli bis in den Oktober. In Wäldern wie diesem hier kann sie so häufig auftreten, dass man sie zuerst am Duft bemerkt. Düfte sind Stimmungsträger. Weil die Hauptblütezeit das Ende des Sommers oder den Herbst markiert, werden erfahrene Waldbesucher*innen bei der ersten Begegnung mit dem Zyklamenduft oft ein wenig wehmütig: Will sich denn die wärmste Jahreszeit schon wieder verabschieden? Gerade in so tiefen Lagen wie hier ist die Blüte des Alpenveilchens aber eher ein Signal für den Hochsommer.

Die Blüten werden von Hummeln besucht. Die Samen reifen in einer kugeligen Kapsel und fallen erst im Folgejahr aus. Sie werden von Ameisen verbreitet, weil sie einen für diese nahrhaften Anhang besitzen.

Die Zyklame ist seit der Antike als Heilpflanze im Gebrauch. Allerdings ist die Anwendung gefährlich, denn die Knolle enthält ein hochwirksames Gift. Damit wird auch ihre Nützlichkeit plausibel. Wie schon Paracelsus sagt: Die Dosis macht das Gift. Das Gift der Knolle wurde übrigens, zu sogenannten Tollködern verarbeitet, für den Fischfang verwendet, weil es die Fische betäubt!

 

 

Maiglöckchen (Convallaria majalis)

Weiße Glöckcken, zarter Duft, rote Beeren und – Gift!

 

Das Maiglöckchen, früher in die Familie der Liliengewächse gestellt, gilt nach näherer Aufklärung seiner Verwandtschaftsverhältnisse heute als Mäusedorngewächs. Der Mäusedorn ist aus Trockengestecken bekannt. Jedenfalls gehört es in die große Gruppe der einkeimblättrigen Pflanzen. In älteren Stadien erkennt man es an den mehr oder weniger länglichen Blättern, die parallel und unverzweigt verlaufende Adern aufweisen.

Da das Maiglöckchen mit einem Erdspross mehrjährig überdauert, ist es botanisch als Staude zu bezeichnen. Im April treibt es recht rasch aus den Vorräten im Erdspross seine zwei Blätter, die am Anfang scheidig umeinander und um den sich bildenden Blütenstängel gerollt sind. Sein Name bedarf keiner Erklärung – die Blütezeit beginnt im Mai, kann sich aber an höheren Standorten in den Juni erstrecken. Für unseren Heidewald ist es eine der ganz typischen Arten. Es bevorzugt lichte Wälder, deshalb muss es sich mit dem Austrieb nicht so stark beeilen wie etwa das Buschwindröschen, das zum Beispiel im später sehr schattigen Buchenwald der Belaubung des Kronendachs zuvorkommt. Die Art ist von den Tallagen bis zur höheren Bergwaldstufe verbreitet.

Das Maiglöckchen ist wegen des geradezu berauschenden Dufts seiner weißen Blütenglöckchen beliebt. Es ist deshalb eine teilweise geschützte Pflanze: Man darf nur einen Handstrauß pflücken. Es ist auch nicht mehr überall so häufig wie hier. Darum ist es noch besser, wenn Sie es beim Waldspaziergang genießen und stehen lassen – schließlich sollen aus den Blüten ja Früchte werden: Die roten Beeren reifen im Sommer. Sie sind allerdings, wie auch die Blätter, stark giftig. Bei den Blättern kommen Verwechslungen mit dem Bärlauch vor, denn gelegentlich wächst das Maiglöckchen auch mit diesem vermischt, etwa in Auwäldern. Im Zweifelsfall genügt es, ein Blatt ein wenig anzureißen – fehlt der Knoblauchgeruch, dann ist es kein Bärlauch. Das Maiglöckchen ist ein starkes Herzgift. Die Schulmedizin verwendet das Maiglöckchen derzeit nicht, dagegen gilt es in der Homöopathie bei Herzbeschwerden als geeignetes Mittel.

 

 

Dirndlstrauch oder Gelber Hartriegel (Cornus mas)

Früheste Blüte im noch kahlen Vorfrühlingswald, im Spätsommer dunkelrote Früchte

 

Der Dirndlstrauch fällt im zeitigsten Frühjahr auf. Er zeigt seine kleinen Blütendolden, in denen jeweils etwa zehn gelbe, vierblättrigen Sternchen stehen, schon bevor er Laub austreibt. Zu dieser Zeit, meist im März, sind alle Laubgehölze kahl – da fällt seine bescheidene Blütenpracht durchaus auf. So kann man sich um diese Jahreszeit leicht davon überzeugen, dass der Gelbe Hartriegel in unserem Wald häufig ist. Die Früchte, die Dirndln, reifen im Hoch- bis Spätsommer, sind rot, später rotviolett-dunkel gefärbt, gut einen Zentimeter lang und haben einen länglichen Kern. Dirndlmarmelade ist etwas säuerlich, aber sehr wohlschmeckend.

Übrigens kann einem durchaus auch ein Dirndlbaum unterkommen. Die Art kann zehn Meter hoch und hundert Jahre alt werden, wie das Standardwerk zur österreichischen Flora (Fischer et al., 2008) angibt. Das sehr harte und widerstandsfähige Holz begünstigt das. Es wird für die Drechslerei verwendet.

Kleine, persönliche Dirndlgeschichte: Auf unserem Grund steht ein alter Dirndlbaum. Im Jahr 2023 fragte mich ein dreiundneunzigjähriger Nachbar, ob es ihn noch gebe. Er erzählte, dass er von ihm als Bub genascht habe. Das muss über 80 Jahre her sein – und er sprach schon von einem Dirndl-„Baum“. Heuer lieferte er wieder reichlich herrliche Marmelade. Die in der Literatur angegebenen hundert Jahre Höchstalter dürften bei diesem Exemplar noch deutlich überschritten werden.

 

 

Stieleiche (Quercus robur)

Charakterbaum dieses Waldes, Lebensgrundlage zahlloser anderer Arten

 

Die Stieleiche ist die prägende Baumart dieses Waldes. An ihren gelappten Blättern erkennt man sie leicht. Charakteristisch ist auch das weit ausladende Astwerk und die rissige Borke. Der Name „Stiel“-Eiche bezieht sich darauf, dass die Becher, die die Eicheln tragen, bei dieser Eichenart an zirka fünf Zentimeter langen Stielchen sitzen. Die Eiche bevorzugt die wärmsten, daher tiefsten Lagen unseres Bundesgebiets und kommt auch mit Trockenphasen gut zurecht, wenn diese nicht zu extrem sind (vgl. Kapitel 8).

Man hört oft vom besonderen Artenreichtum der Insekten an Eichen. Das lässt sich wissenschaftlich bestätigen: Laut Müller & Glossner (2021) leben an Eichen in Deutschland knapp 900 Arten von Gliederfüßern (Insekten, Spinnentiere, Tausendfüßer, Asseln). Über 300 von ihnen sind auf die Eiche spezialisiert. Die Angaben sind auf Österreich übertragbar. Ein Beispiel für Eichenspezialisten ist der Hirschkäfer, eine der größten und spektakulärsten Käferarten Mitteleuropas. Er kommt in der Nähe vor, und es ist durchaus möglich, dass er uns im Heidewald begegnet. Ein weiteres, auf diese Baumart angewiesenes Insekt ist die Eichengallwespe. Während uns das unscheinbare Tier kaum auffallen wird, sind seine „Kinderstuben“, die Galläpfel, recht bekannt und auffällig. Das Weibchen legt im Sommer seine Eier in die Blätter der Eichen, an deren Unterseite sich daraufhin die bis zu zwei Zentimeter großen, kugeligen Galläpfel bilden. Diese enthalten in ihrem Innern jeweils nur eine Larve, die sich im Herbst verpuppt. Die nächste Generation schlüpft schon im Winter – dann sieht man an der Galle ein rundes Ausschlupfloch.

In der genannten Arbeit wird weiter ausgeführt, dass fast 600 Pilzarten an Eichen vorkommen. Am Holz finden sich zum Beispiel die Fruchtkörper des Tropfenden Schillerporlings und des Eichenporlings – das sind „Baumschwämme“. Ein ganz normales „Schwammerl“, das am Boden wächst, ist der Eichenmilchling. Seine unauflösliche Beziehung zur Eiche knüpft er über die Pilzfäden (Hyphen) im Boden, die dem Baum wie ein verlängertes Wurzelgeflecht bei der Wasseraufnahme helfen und dafür von ihm ernährt werden.

All diese Beziehungen entfalten sich umso mehr, je älter und stärker die Bäume werden. Wieder wird dadurch unterstrichen, wie wertvoll es ist, dass die Bäume hier künftig nicht mehr gefällt werden. Alte Bäume allgemein tragen einen ganzen Kosmos an Lebewesen.

 

 

 

Rotföhre oder Waldkiefer (Pinus sylvestris)

Konkurrenzschwacher Überlebenskünstler, anspruchsvoll nur bezüglich des Lichts

 

Seit die Esche durch das Eschensterben und die folgende forstliche Entnahme der ganz oder großteils abgestorbenen Stämme aus der Baumschicht weitgehend verschwunden ist, ist die Rotföhre die zweithäufigste Baumart im Heidewald und der einzige hier von Natur aus vorkommende Nadelbaum. Als wahre Überlebenskünstlerin kommt die Rotföhre mit sehr trockenen Bedingungen zurecht und wächst sogar auf Felsen, auf denen sie ihre Wurzeln in Spalten verankert und mit äußerst wenig Wasser auskommt. Diese Fähigkeit kann sie auch im Heidewald gebrauchen, besonders an der Kante zur Enns, wo die dünne Humusauflage meist noch schwächer ist und der Konglomeratfels (vgl. Kapitel 2) noch mehr an der Oberfläche liegt.

Sie wird auch Waldkiefer genannt und ist an ihrer rötlichen, schuppig abblätternden Borke leicht zu erkennen. Auch ihr helles Kleid langer Nadeln, die immer zu zweien an sogenannten Kurztrieben stehen, ist charakteristisch. Die lichten Kronen lassen viel Sonne zum Boden durch – es ist so, als würde die Föhre Rücksicht auf ihre Jungpflanzen nehmen. Die sonst so anspruchslose Art ist nämlich in dieser Hinsicht sehr anspruchsvoll und dadurch ausgesprochen konkurrenzschwach: Wo etwa die Buche aufkommen kann, wird sie „weggeschattet“. Dass es ihr mehr aufs Licht ankommt als auf alles andere, erklärt auch, warum sie nicht nur sehr trockene, sondern auch sehr feuchte Standorte besiedelt: Auch an den Rändern von Mooren, wo es den meisten anderen Baumarten zu nass ist, findet sie einen Platz an der Sonne.

Überhaupt ist Konkurrenz ein wesentlicher Faktor in der Zusammensetzung der Pflanzendecke. Setzt man eine Föhre auf besten, mittelfeuchten Boden in einem Park, wächst sie dort viel schneller und weniger knorrig als auf den Standorten, an die sie von Buchen, Linden und anderen Arten mit „stärkeren Ellbogen“ abgedrängt wird. Im Heidewald entfaltet sich die Stieleiche weniger schnell als an ihren optimalen Standorten auf tiefgründigeren Böden und besitzt nicht ihre volle Konkurrenzkraft. So erlaubt sie der Rotföhre eine bescheidene Koexistenz neben sich.

Während die Föhren an der Hangkante sicher von Natur aus dort vorkommen – man findet derartige Wuchsorte im ganzen Enns- und Steyrtal –, ist das für die Exemplare mitten in der ebenen Fläche nicht so klar. Sie dürften gepflanzt worden sein. Aufgrund der herrschenden Umweltbedingungen kann man den Bewirtschaftern, die das vor vielen Jahrzehnten gemacht haben, ein gutes ökologisches Gespür attestieren – die Rotföhre ist hier jedenfalls standortsgerecht.

Apropos einziger Nadelbaum: Es gibt eine weitere benadelte Art, die vermutlich früher hier vorkam und im Südteil der Gemeinde noch ganz vereinzelt am Rand eines Heidewalds zu finden ist: Den Wacholder, Juniperuns communis, eine Heideart. Diese in aufgelichteten Teilflächen anzupflanzen, ist eine lohnende Aufgabe – im Alpenvorland gilt der Wacholder bereits als stark gefährdet.

 

Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria)

Besiege das Gift – mit Gift!

 

Die Pflanze aus der Familie der Hundsgiftgewächse ist stark giftig. Dem scheint ihr wissenschaftlicher Name zu widersprechen, heißt doch Vincetoxicum nichts anderes als „besiege das Gift“. Die Erklärung liegt darin, dass Blätter und Wurzeln schon in minimaler Dosierung einen starken Brechreiz verursachen. Das hat man früher genutzt, um vergiftete Speisen wieder loszuwerden – heute stehen harmlosere Mittel zur Verfügung. Der ältere Name Vincetoxicum officinale weist auch auf die Verwendung als Heilpflanze hin. In der Schulmedizin wird die Schwalbenwurz nicht verwendet, dagegen in der Homöopathie. Ihre Verwendung in der Volksmedizin früherer Jahrhunderte war sicher nicht ungefährlich, andererseits aber aufgrund der potenten Inhaltsstoffe vermutlich auch nicht ohne nützliche Wirkungen. Die Wurzel galt in geringer Dosierung als abführendes, wasser- oder schweißtreibendes Mittel sowie als Gegenmittel bei Hundebissen. Auch bei Schlangenbissen soll sie eingesetzt worden sein.

Wie die meisten Bewohner des Heidewalds braucht die tief wurzelnde Art lichte, höchstens halbschattige Standorte und kommt mit Trockenheit gut zurecht. Die Staude überdauert mit einem Erdspross, dem oft mehrere Stängel entspringen, sodass sie in Büscheln wächst. Sie wird bis zu einem Meter hoch und entfaltet ihre weißlichen, fünfstrahligen Blütensternchen (vier bis acht Millimeter im Durchmesser) zwischen Mai und August. Diese riechen eher unangenehm – sie locken Fliegen zur Bestäubung. Im Spätsommer und Herbst bilden sich die fünf bis sieben Zentimeter langen, spitzkegeligen Samenkapseln, die entlang einer Naht aufreißen. Die Samen tragen Haarbüschel und mögen durch ihre Flugfähigkeit den Artnamen begründet haben: hirundinaria heißt „schwalbenartig“.

 

 

Pimpernuss (Staphylea pinnata)

Unverwechselbare Fruchtsäckchen, darin harte Samen, die zu Rosenkränzen verarbeitet wurden.

 

Die Pimpernuss, eine sonst eher seltene Art, ist an der Unteren Enns besonders häufig und kommt an den Abhängen zum Fluss noch öfter vor als auf der Niederterrasse. Es handelt sich um einen Strauch, der bis zu fünf Meter hoch wird. Im Winter erkennt man ihn gut an der grauen, mit einem helleren, netzartigen Muster versehenen Rinde. An den Zweigenden stehen die Knospen in charakteristischen Paaren. Junge Zweige sind grünlich, auch rötlich-braun. Das helle Laub ist gefiedert: Am eigentlichen Blattstiel stehen fünf bis sieben Blättchen, ähnlich wie bei Holunder und Esche. Die weißlichen, manchmal rosig überlaufenen Blüten mit einem Durchmesser von einem Zentimeter entfalten sich von Ende April bis Juni. Sie hängen in lockeren Rispen (verzweigten Trauben) aus bis zu zwanzig Einzelblüten im Geäst.

Die Früchte entwickeln sich über den Sommer, um erst im Herbst auszureifen: Es bilden sich blasig aufgetriebene, zweiteilig-zweizipfelige, häutige Kapseln. Diese Säckchen sind unverkennbar. Etwa vier Zentimeter lang, sind sie grünlich, später rötlich gefärbt und dunkler geädert. Im trockenen Zustand werden sie hellbraun. Reißt man sie auf, dann findet man darin einige glänzend-bräunliche, birnenförmige Samen, die sehr hart sind. Die Samenzahl pro Säckchen hängt von der Witterung ab, während die Samengröße nicht variiert. Die Pflanze ist so „klug“, unter ungünstigen Bedingungen, also vor allem bei Sommertrockenheit, ihre Energie auf die volle Ausbildung weniger Fortpflanzungseinheiten zu konzentrieren. Reif fallen die Samen im Herbst in die geschlossene Fruchthöhle und können darin bei Wind ein schepperndes Geräusch erzeugen – „pimpern“ ist ein altes Wort dafür.

Die Samen schmecken wie Pistazien – aber Vorsicht: man kann sich an ihnen die Zähne ruinieren! Gefahrlos kann man dagegen die nussig schmeckenden Blüten verzehren. Nehmen Sie bitte nur eine kleine Kostprobe – und nur, wenn Sie sicher sind, dass es sich wirklich um diese Art handelt!

Zwar gibt es eine Menge Berichte über die Pimpernuss als lustförderndes („aphrodisierendes“) Mittel, aber weder ihre traditionelle Verwendung noch ihre Wirkung lassen sich belegen. Vielfach belegt ist hingegen die Verarbeitung der Samen zu Amuletten, später auch zu Rosenkränzen. Deshalb finden sie Archäologen ab der Bronzezeit immer wieder in Gräbern.

 

 

Perlgras (Meilica nutans) und Wimper-Segge (Carex pilosa)

Zwei Grasartige von unaufdringlich-zarter Schönheit

 

Gräser (genauer: Süßgräser) und Seggen (Sauergräser) sind bei Nicht-Botaniker*innen noch weniger bekannt und beliebt als andere Pflanzen, gelten sie doch als unscheinbar, schwer erkennbar und wenig hübsch. Diese Sichtweise kann durch einen genaueren Blick widerlegt werden. Deshalb soll aus diesen beiden Familien grasartiger Pflanzen wenigstens je ein für den Heidewald charakteristischer Vertreter vorgestellt werden.

 

Das Nickende Perlgras ist an seinen sechs Millimeter großen, braun-grünen Früchten, die in bogig hängender Ähre stehen, ab Mitte Mai leicht erkennbar. „Der deutsche Name Perlgras bezieht sich auf die kugeligen bis eiförmigen, meist dunklen, glänzenden Ährchen, die wie auf einer Perlschnur aufgereiht erscheinen.“ (Wikipedia) Erst im Hochsommer wird es schwierig – die Erkennung am Laub allein ist Erfahrungssache. Das Perlgras wird 30 bis 60 Zentimeter hoch. Es meidet nur tief schattige Waldbereiche, bevorzugt Tallagen, kann aber auch über 1000 Meter Höhe noch gefunden werden. Im Heidewald kommt es zerstreut, aber regelmäßig vor.

 

Die Wimper-Segge bevorzugt ganz ähnliche Standorte. Aber ihr „gelingt“ im Heidewald eine so reiche Entfaltung, dass sie als eine seiner charakteristischen Arten bezeichnet werden kann. Stellenweise dominieren ihre steif-aufrechten Blätter, die etwa dreißig Zentimeter lang werden, den Unterwuchs. Dabei werden die betreffenden Flächen mit Hilfe unterirdischer Ausläufer „erobert“, aus denen zahlreiche Blatt- und Blühtriebe emporwachsen.

Wie bei Süßgräsern sind die Blätter schmal und langgestreckt. Sie werden knapp einen Zentimeter breit und sind an den Rändern und der Unterseite in namengebender Weise dicht behaart („bewimpert“). Während sie im jungen Zustand ein frisches Hellgrün zeigen, sind die älteren viel dunkler getönt – so überwintern sie auch. Wie bei vielen Seggen sind die Blätter „doppelt gefaltet“: Der Querschnitt sieht wie zwei aneinandergefügte Giebel aus. Der Stängel zeigt ein Charakteristikum aller Seggen – er ist dreikantig. Die Hauptblütezeit ist der Mai. Auffällig ist das am Stängelende sitzende, dunkelbrauche, männliche Ährchen, ein eiförmig-spitzes Gebilde von etwa einem halben Zentimeter Dicke und zwei Zentimetern Länge. Es bildet die Staubgefäße. Darunter folgen zwei bis vier weibliche Ährchen in den Achseln von Tragblättern.

 

Hain-Wachtelweizen, Melampyrum nemorosum

Die blaue Blume, die gelb blüht

 

Ein Hain ist ein besonders lichter Wald. Mit dem Rückgang der Beweidung von Wäldern wurden diese dichter, dunkler, schattiger und artenärmer. Haine sind daher selten geworden, und die Bemühung um diesen Heidewald geschieht auch im Bestreben, einen Hain mit all seinen ästhetischen Qualitäten und seiner besonderen Biodiversität zu fördern, zu entfalten und zu regenerieren.

Der Hain-Wachtelweizen aus der Familie der Rachenblütler wird etwa 30 Zentimeter hoch und hat zarte, gelbe Blüten, die nicht besonders auffällig sind. Um dennoch von Insekten gefunden zu werden, bildet er oberhalb der Blüten, am Ende des Sprosses, blauviolette Hochblätter aus – ähnlich wie eine bekannte Zierpflanze, der Weihnachtsstern, der in seiner Heimat Mexiko mit roten Hochblättern dafür sorgt, dass seine unauffälligen Blüten nicht unbesucht bleiben.

Die Wachtelweizen-Arten sind übrigens sogenannte Halbschmarotzer: Zwar besitzen sie Chlorophyll und ernähren sich daher durch Photosynthese selbst, aber zusätzlich saugen sie über die Wurzeln an den Wurzeln von Gräsern. Früher soll das massenhafte Auftreten des heute sehr selten gewordenen Acker-Wachtelweizens in Getreidefeldern großen Schaden angerichtet haben.

 

 

Wolliger Schneeball, Viburnum lantana

Betende Hände und Ötzis Pfeil

 

Dieser Strauch wird etwa ein bis drei Meter hoch. Besonders markant sind die Zweigenden im Winter: Die eigentlichen Knospen, also die Zweigspitzen, von denen das Längenwachstum ausgeht, sind nicht, wie bei den meisten anderen Arten, von eigenen Knospenschuppen geschützt, sondern von zwei in charakteristischer Weise um die Zweigspitze gefalteten Blättern. Diese sind grau, gefältelt, stark wollig behaart und erinnern frappant an zum Beten zusammengelegte Hände. Nachdem sie ihren Winterdienst getan haben, entfalten sie sich zu ganz normalen Laubblättern.

Die Blütenstände sind leicht gewölbte, sogenannte Schirmrispen, in denen zirka 50 kleine, cremeweiße Blüten dicht zusammenstehen. Wäre die Einzelblüte relativ unauffällig – das ganze Bouquet mit zirka zehn Zentimetern Durchmesser ist es nicht. Es wird reichlich von Käfern, Schwebfliegen, Wildbienen und vielen weiteren Insekten aufgesucht, wozu auch der intensive, aber nicht unbedingt angenehme Duft beiträgt. Diese Blütenpracht entfaltet sich von Mai bis Juni. Dann ist es aber mit der auffälligen Schönheit noch lang nicht vorbei.

Aus den Blüten gehen gegen August etwa sieben Millimeter lange, eiförmige, Steinfrüchte hervor, die in der Schirmrispe dicht bei einender stehen. Diese sind zunächst grün und färben sich dann über gelb zu einem hellen Rot. Das rote Stadium, das eine Weile lang so auffällig ist, kennzeichnet jedoch noch nicht die wirkliche Reife. Die beerenähnlich aussehenden Früchtchen färben sich noch einmal um – sie werden glänzend schwarz. Da der letzte Reifungsschritt nicht bei allen Früchten in der Rispe gleichzeitig geschieht, gibt es ein besonders markantes Stadium, in dem rote und schwarze Beeren gemischt zusammenstehen, das eigentliche „Meisterstück“ des Wolligen Schneeballs. Schließlich werden aber alle roten Früchte schwarz. So stehen sie bis in den Winter hinein an den Zweigen – sehr beliebt dürften sie bei den Vögeln nicht sein. Erst in der harten Jahreszeit finden sich genügend Abnehmer. Für uns gelten die Früchte als schwach giftig. Und als wär es noch nicht genug mit der Entfaltung spezieller Zierden, färbt sich das Laub im Herbst noch in einem besonderen Rotton.

Die Äste des Wolligen Schneeballs sind oft sehr gerade, außerdem elastisch und bruchfest. So werden aus ihnen Pfeile fürs Bogenschießen hergestellt – und das nachweislich seit mindestens 5300 Jahren: Die Pfeile, die man im Köcher der Gletschermumie Ötzi fand, sind aus diesem Holz gemacht.

 

 

Efeu (Hedera helix)

Zweierlei Blätter, wichtige Herbstnahrung vieler Insekten, in gewissem Sinn ein Schmarotzer

 

Der Efeu ist eine verholzende Liane, die sehr alt werden kann. Er klettert auf Felsen, Mauern und Bäumen, kurz: auf allen festen Unterlagen, an denen er sich mit kleinen Kletterwurzeln verankern kann. Bei ausreichender Rauheit, wie sie viele Rinden bieten, haftet er sehr fest. Der Halt wird auch dadurch gefördert, dass die Wurzeln entlang der ganzen Längserstreckung des kletternden Sprosses wie ein dichter Rasen ausgebildet werden. Die einzelnen Stränge bilden, wie bei Holzpflanzen üblich, Jahresringe aus und können sehr dick werden – über zehn Zentimeter kommen durchaus vor. Als höchstes belegtes Alter gibt ein Standardwerk, die „Exkursionsflora von Österreich“, 450 Jahre an.

Die am Boden kriechenden Triebe erheben ihre Blätter nur etwa fünf Zentimeter weit. Sie können aber ganze Teppiche am Waldboden bilden – der Efeu kommt mit wenig Licht aus. Vorwärtswachsend sind sie ständig auf der Suche nach vertikalen Strukturen, an denen es dann aufwärts geht, zwanzig Meter und mehr.

Ist der Efeu ein Parasit? Eine schnelle Antwort lautet: Nein! Seine Kletterwurzeln saugen nichts, er klettert an Fels genauso wie an Bäumen, betreibt selbst Photosynthese, ist eine „autotrophe“, das heißt sich selbst ernährende Pflanze. Nicht einmal Wasser und Mineralstoffe entnimmt er dem Baum, wie es die Misteln tun, die deshalb, obwohl auch sie grün sind, als Halbschmarotzer bezeichnet werden. Und doch – aus der Sicht eines Baums kann ein Efeu durchaus zum Problem werden. Er klettert durch die Krone ans Licht, beansprucht immer mehr davon und kann auch richtig schwer werden. Die Kletterei dient ja dazu, an lichtere Stellen zu gelangen – und das, ohne selber in einen mächtigen Stamm investieren zu müssen, wie es die Bäume tun. In diesem Sinn ist er, wie alle Lianen und rankenden Pflanzen, eben doch ein Schmarotzer – man nennt das „Strukturparasitismus“.

Oben wurde festgestellt, dass der Efeu am Waldboden mit wenig Licht auskomme. Für das Wachstum reicht ihm wenig Licht – nicht aber für das Blühen und Fruchten. Sogar die Blattform ändert sich am Licht: Die typischen Efeublätter sehen fast wie kleine Ahornblätter aus – sie sind drei- bis fünflappig („Schattenblätter“). An den blühreifen Trieben, die keine Haftwurzeln ausbilden und sich auf Dezimeterentfernungen mit eigenständiger Steife dem Licht entgegenstrecken, werden ungelappte, rhombische „Sonnenblätter“ ausgebildet. Dort entstehen auch von September bis November die kugeligen Blütendolden von zirka fünf Zentimetern Durchmesser, mit etwa 20 gelbgrünen, unscheinbaren Blüten. Dafür ist ihr Geruch recht intensiv – einen Duft würden wir Menschen ihn kaum nennen. Das empfinden viele Insekten anders. Mit seiner späten Blütezeit ist der Efeu für viele von ihnen eine sehr wichtige Nahrungsquelle – er bietet reichlich Nektar. Bienen, Fliegen, Wespen, Hornissen, Schwebfliegen, aber auch Schmetterlinge findet man an warmen Herbsttagen häufig und zahlreich am blühenden Efeu. Erst im Frühjahr des übernächsten Jahres sind die violettblauen Beeren reif. Sie werden gern von Amseln und Drosseln gefressen, die so für die Verbreitung der unverdauten Samen sorgen.

Übrigens: Helix heißt Spirale. Hedera helix windet sich, wenn auch nicht immer spiralig, an Stämmen empor.

 

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