Die Gefährdung der Heidewälder

Die Gefährdung der Heidewälder
Peter Prack
Bei den Heidewäldern handelt es sich um einen besonders artenreichen Waldtyp. Deshalb gilt es, ihrer Gefährdung und Beeinträchtigung gegenzusteuern.
Verlust des Standorts durch Verbauung und intensive Düngung
Wo die entsprechenden Böden der flussbegleitenden Schotterterrassen landwirtschaftlich genutzt wurden, sind sie in großem Umfang verbaut worden. Das trifft vor allem auf das großflächigste Beispiel dieses Bodentyps in Oberösterreich zu, die Welser Heide. Damit gingen magere Wiesen und ihr gesamtes, reiches Artenspektrum dramatisch zurück. Auch hier in Kronstorf findet Siedlungserweiterung und Gewerbebau vor allem auf den „schlechten Böden“ der Niederterrasse (vgl. Kapitel 2) statt. Während Wiesennutzung praktisch nicht mehr existiert, kann man Ackerbau mit den heutzutage verfügbaren Düngermengen auch auf Niederterrassen ertragreich betreiben, allerdings mit hohem Risiko von Ernteentfall bei Regenmangel. Verbaut oder aufgedüngt und umgeackert – die artenreichen Standorte sind in beiden Fällen verloren.
Und im Wald?
Das österreichische Forstgesetz schützt den Wald relativ effektiv vor Rodung. So sind die Waldflächen auf den Niederterrassen weitgehend erhalten – in vielen Fällen immer noch als besonders wertvolle Heidewälder. Aber auch hier gibt es zahlreiche Gefährdungen. Zum Beispiel werden Schottergruben angelegt. Das gilt nicht als Rodung, führt aber bei nachheriger Wiederaufforstung nur in den seltensten Fällen zu gleichwertig artenreichen Standorten. Häufig kommt es durch Straßenbau zur Zerschneidung der Wälder, und ihre tierökologischen Funktionen werden durch immer isoliertere Lage in verbauter Umgebung schwer beeinträchtigt („Verinselung“). Der Druck auf diesen Waldtyp ist auch deshalb so stark, weil die flussbegleitenden Niederterrassen großteils in den vom Menschen in jeder Hinsicht intensiv beanspruchten Bereichen des Alpenvorlands liegen.
Forstwirtschaft im Dilemma
Die flächenmäßig bedeutendste Gefährdung ist die Waldwirtschaft selber. Bis vor wenigen Jahren hielten sich die Besitzer derartiger Waldflächen überwiegend an die Gleichung: Wenig Ertrag – wenig Aufwand. Der magere Boden gab wenig Holzzuwachs her, Brennholznutzung und gelegentlich ein etwas schönerer Stamm waren alles, was man „herausholen“ konnte. Dafür musste auch nicht viel getan werden, jedenfalls dort, wo die Eigentümer die natürliche Baumartenzusammensetzung belassen hatten und mit den Arten wirtschafteten, die von selber aufwuchsen (Naturverjüngung). Zugleich blieben so Charakter und Wert dieses Waldtyps erhalten.
Dann kamen die zunehmende Trockenheit und das Eschensterben, verursacht durch einen vor Jahrzehnten aus Ostasien eingeschleppten Pilz. Manche Waldbesitzer reagierten darauf mit größeren Schlägerungen und der Anpflanzung neuer Baumarten. Dabei kam immer wieder die Robinie zum Einsatz, eine Baumart aus Nordamerika. Sie hat im Gegensatz zu heimischen Bäumen die Fähigkeit, mit ihren Wurzeln aus dem Stickstoff der Luft Dünger zu gewinnen, und verändert so den Boden massiv. Im Robinienbestand werden die für den mageren Heidewald typischen Arten durch Stickstoffzeiger wie Brennnessel und Klettlabkraut verdrängt. Da „fette Bedingungen“ heute die Regel sind, ist das zugleich der Ersatz des Seltenen durch das All-Gemeine. Was dazukommt: Die Robinie wird man nie wieder los. Sie verjüngt sich nicht nur aus Samen, sondern nach Schlägerungen sehr massiv aus Stockausschlägen.
Auch eine „Bodenverbesserung“ durch Einbringung von Erdaushub auf Schlägerungsflächen im Wald wurde schon mehrfach beobachtet – ebenfalls eine dauerhafte Veränderung des Standorts.
Viel schonender ist die Diözese Linz in diesem Wald verfahren: Die abgestorbenen Eschen wurden selektiv entfernt, die übrigen Baumschicht, hauptsächlich aus Eichen bestehend, wurde geschont. Schon nach wenigen Jahren bietet der Wald wieder ein schönes Bild. Wo die Kronenschicht nach der Entnahme der Eschen lückig ist, hat das sogar Vorteile für die Artenvielfalt, weil sich dadurch die Bodenvegetation reicher entfalten kann. Große Schlagflächen sind sehr ungünstig, während kleine (!) Schlägerungen ebenfalls Lichtlücken schaffen.